Spieleindrücke

Villen des Wahnsinns 2. Ed.

Ich selbst bin ein großer H.P. Lovecraft-Fan und habe schon einige Brett- und Kartenspiele aus seinem Horror-Universum für mich entdeckt. Umso größer war meine Freude, als ich endlich die Gelegenheit hatte die neue Version von “Villen des Wahnsinns” ausprobieren zu können. Danke noch mal an Bill, Sascha und Basti für die tolle Runde!

Worum geht es?

Villen des Wahnsinns ist ein vollkooperatives Spiel, in dem die Spieler in die Rolle von Ermittlern schlüpfen und gemeinsam versuchen das schreckliche Geheimnis einer alten Villa zu lüften. Dabei treffen sie auf unzählige Gefahren und Hindernisse wie groteske Monster, verrückte Kultanhänger, versteckte Fallen und geheimnisvolle Rätsel. Erst wenn das Mysterium der Villa gelüftet wurde und die Ermittler das dort hausende Böse besiegt haben, gewinnen die Spieler das Abenteuer. So ist es bisher beim Vorgänger auch schon gewesen, aber was macht der zweite Teil denn nun anders?

Ein großer und entscheidender Unterschied zum alten Villen des Wahnsinns ist die Einführung einer App, welche die Spieler das gesamte Spiel hindurch begleitet und den Bewahrer, also den ursprünglichen Gegenspieler der Ermittler aus der ersten Version, komplett ersetzt und stellvertretend für ihn alle Entscheidungen trifft. Für manche mag vielleicht hier dem Spiel etwas Wichtiges genommen worden zu sein, da der Part als Bewahrer schon seinen Reiz hat und bisher immer auch eine gewisse Herausforderung darstellt. Doch gerade das Wegfallen dieser Rolle ermöglicht meiner Meinung nach dem Spiel einen viel angenehmeren, flüssigeren Spielfluss und macht es auch deutlich mehr flexibler.

Im Grundspiel kann man zwischen fünf Szenarien mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und Spieldauer wählen. Dazu gibt man noch an, welche Charaktere am Spiel teilnehmen und die App generiert aus den Informationen eine zufällige Auswahl an Startgegendständen, die man nach Belieben unter den Spielern verteilen kann. Vor jedem Abenteuer spielt die App noch ein Intro ab, welches übrigens mit tollen Sprechern vertont wurde und mit gezeichneten Bildern und stimmiger Musik das bevorstehende Abenteuer einläutet.

Das Spiel beginnt

Dann geht es auch schon los! Die App gibt den ersten Raum vor auf dem die Ermittler das Spiel beginnen. Anders als beim Vorgänger, ist der Aufbau der Villa an dieser Stelle noch nicht bekannt und muss von den Spielern erst noch erkundet werden. Das mühsame und langatmige vorbereiten Villa durch den Bewahrer entfällt an dieser Stelle einfach und keine falschplatzierten Karten können das Spiel im späteren Verlauf kippen: “Huch! Was macht der Hinweis denn da? Der sollte eigentlich woanders liegen!” … Weiterhin gibt die App Türen, besondere Objekte und Stellen im Raum vor, die mit Markern gekennzeichnet werden. Auch Personen können sich in einem Raum aufhalten mit denen man in einen Dialog treten kann, um nützliche Informationen oder Gegenstände zu erhalten. Nicht zu vergessen können jederzeit auch Monster hinter einer Tür lauern, die zu einem noch unentdeckten Raum führt.

Die Eingangshalle der Villa.

Vom Grundprinzip hat sich aber nichts geändert. Die Spieler sind der Reihe nach am dran und jeder Spieler hat pro Zug zwei Aktionen. Mit einer dieser Aktion kann man bis zu zwei Felder gehen, den Feind angreifen oder anderweitig mit der Umgebung interagieren. Danach kommt die Mythosphase, in der Ereignisse stattfinden und die Monster sich bewegen. Dazu gibt die App vor, was nun passiert und wie jedes Monster sich verhält, bspw. kann es heißen “Das Monster bewegt sich auf den Ermittler mit den wenigsten Lebenspunkten zu” oder “Das Monster greift den Ermittler auf seinem Feld mit der geringsten Stärke an” oder “Plötzlich wird der Raum in tiefe Dunkelheit gehüllt…”.

Ein Monster ist erschienen.

Angriffe werden allerdings nicht mehr durch das Aufdecken von Karten abgehandelt, sondern die App wickelt den Vorgang eines Kampfes ab. Greift ein Monster an, haben die Ermittler die Gelegenheit durch einen Probewurf die Auswirkungen der Attacke zu mildern oder ihr sogar komplett zu entgehen. Andersherum müssen die Ermittler der App sagen, mit welcher Waffenart sie einen Gegner angreifen und es wird anschließend eine Probe auf eine bestimmte Fertigkeit abverlangt. Positionen der Monster und Ermittler, sowie dessen Lebenspunkte merkt sich die App übrigens nicht. Genauso wenig möchte die App wissen, ob eine Probe erfolgreich war oder missglückte. Nur das Ausscheiden von Spielern und der Tod eines Monsters muss der App mitgeteilt werden.

Apropos Proben! Das Probensystem hat sich auch etwas gewandelt, aber es wird sicher vielen Spielern bekannt vorkommen. Bei einer Probe würfelt man nun mit achtseitigen Würfeln und zwar so viele, wie der entsprechende Fertigkeitswert des Ermittlers dies vorgibt (1-5). Jeder Würfel hat dabei leere Seiten für einen Misserfolg, Seiten mit “Älteres Zeichen” für einen Erfolg und Lupensymbole, die man durch die Abgabe von Fertigkeitsmarkern auf einen Erfolg drehen kann. Die Anzahl der Erfolge bestimmt dabei, ob oder wie gut eine Probe geschafft wurde. Bei Horrorproben wird zum Beispiel nicht geschaut, ob man Horror erleidet, sondern um wie viel man den vorgegebenen Schaden reduziert. Allerdings muss man jetzt nur noch für “das schrecklichste” Monster, also jenes mit dem höchsten Horrorwert in Reichweite (drei Felder) ablegen und nicht mehr für jedes Monster. Schaden jeglicher Art nimmt man dabei in Form von Karten. Auf die Rückseite gedreht ist jede Karte nur ein Schadenspunkt wert, aber es kann passieren, dass man eine oder mehrere auf die Vorderseite drehen muss und dadurch körperliche Verletzungen und Geisteskrankheiten aufgedeckt werden.

Spielbereich mit Charakterbogen, Ausrüstung und Schadenskarten.

Die Rätsel werden, wie soll es auch anders sein, in der App auf dem Tablet gelöst. Die Art der Rätsel haben sich aber nicht großartig geändert, denn man trifft auf die uns allbekannten Puzzlerätsel. Dieses Mal gilt es aber nicht nur simple Schieberätsel lösen, sondern man muss auch sein Können bei Spielen à la Free Block oder Mastermind unter Beweis stellen.

Übrigens…

Für alle die sich mit dem Grundspiel und sämtliche Erweiterungen der ersten Edition eingedeckt haben gibt es gute Nachrichten. Alle alten Monster und Ermittler sind voll mit dem neuen Spiel kompatibel, denn Villen des Wahnsinns 2. Edition bringt gleich ein Upgrade-Kit für die Ermittler- und Monsterkarten mit. Zudem kann man der App mitteilen, welche Erweiterungen man hat, sodass alte Räume von ihr mit in die neuen Szenarien eingebaut werden. So kann eine Villa immer mal etwas anders aussehen und das Szenario hat somit einen größeren Wiederspielwert.

Fazit

Das Spiel kostet ca. 80EUR und ist somit ca. 30EUR teurer als die erste Edition. Das ist natürlich eine stolzer Preis, aber wenn man bedenkt, was man alles dafür geliefert bekommt, finde ich, dass es ein durchaus fairer Preis ist. Das Material ist wie immer TOP, besonders die Figuren haben es mir angetan. Es ist mit dem Vorgänger kombinierbar und auch die App schmälert den Spielspaß keineswegs. Wer also noch die erste Edition hat, auf den Bewahrer verzichten und sich mit der Idee einer Brettspiel begleitenden App anfreunden kann, der sollte dem Spiel ruhig eine Chance geben. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß.

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